Die drei Senioren des Vereines, die Namen werden hier verschwiegen, haben eine ehemalige kleine Fischzuchtanlage von den ehemaligen Betreibern gepachtet, nur drei kleine flache Teiche, eben gerade so 2 × 5 m große Becken und höchstens 2 m tief.
Ausreichend für Karpfen und ähnliche Tiere zum Halten, wobei ein See etwas größer ist, in ihm leben auch Hechte und 3-5 Störe, die gerade mal so 1,2 m lang sind. Die Störe sind einfach nur zur Freude der Besitzer im See vorhanden. Normalerweise sollen die nicht an die Angel gehen, doch manchmal passiert auch das.
An einem sonnigen Freitagnachmittag trafen sich mal wieder alle drei zum gemeinsamen Reden und Säubern der Anlage, das Angeln kommt auch nicht zu kurz. Zwei der Drei Harken das vom vergangenen Herbst liegen gebliebene Laub der Weiden und Eschen zusammen, während der Dritte seinen Kescher ausklappt, die Steckrute zusammensteckt und die aufgefädelte Schnur kontrolliert. Die Schnur bleibt der Einfachheit halber immer in den Steckringen, so dass direkt los geangelt werden kann. Die Überprüfung des Blanks ergibt keine Mängel, die Schnur ist auch erst vor drei Wochen frisch aufgezogen, so dass der Haken direkt beködert werden kann.
Vom gestrigen Essen sind noch ein paar gekochte Schrimps übrig geblieben, wovon drei auf den Schonhaken aufgezogen werden. Kaum ist der Haken abgetaucht, zerrt auch schon etwas am Blank. Nicht etwa ein kleiner Gründling oder ein verbutteter Flussbarsch, sondern etwas Großes.
Die Rute biegt sich extrem durch, der Angler befürchtet schon, der Schonhaken könnte sich aufbiegen, oder viel schlimmer, die Schnur reißen. Doch der Angler ist geübt, gibt so viel Schnur nach, dass sie kompakt bleibt und der Fisch nach einer Stunde und mindestens einem Liter Schweiß im Angler weniger, ermüdet. Natürlich, wie soll es anders sein, einer der Störe hat sich die Schrimps gepackt und geschluckt. Zum Glück nicht tief, so dass der Haken schnell wieder draußen ist und der Stör wieder in die Fluten entlassen werden kann. Mit einem kräftigen Schwanzschlag bedankt er sich beim Angler, dem die kalte Dusche sichtlich wohl tut.
Erneut werden wieder Schrimps auf den Schonhaken gezogen, die Rute leicht gependelt und schon sinken die Schrimps in ihr lange nicht mehr erlebtes Element ab. So schnell wie der erste Biss kam dauert der andere die Hälfte der Gartenanlage harken an Zeit. Fleißig sind die beiden anderen Kollegen am Harken, als plötzlich die Rute sich wieder spannt. Instinktiv und reflexartig greift unser Angler zu, öffnet die Bremse noch mehr, so dass der Fisch abziehen kann. Mit dem Biss und der Zugstärke weiß unser erfahrener Angler, es muss ein Hecht sein. Vermutlich einer der Kleineren mit etwa 40 cm Länge. Nach etwa 15 Minuten senkt sich der Unterfangkescher ins Wasser, der gehakte Hecht wird über den Kescher geführt und der Angler glaubt zu schielen. Ein weiterer Hecht, ebenfalls 40-45 cm lang, schwimmt neben dem Ersten in den Kescher. Ohne Haken, ohne Schnur, einfach so dazu geschwommen.
Augenblicklich ruft der Angler auch den dritten Kollegen hinzu, ob beide Angler schon doppelt sehen. Doch auch der Dritte bestätigt, es sind zwei Hechte in Kescher. Einer allein nur mit Haken und Schnur mit dem Angler verbunden. Vorsichtig wird der Kescher über das feuchte Gras zu den Anglern hingezogen, der Hecht ohne Schnur direkt wieder mit nassen Händen ins Wasser zurückgesetzt und der Kollege von seinem Missgeschick befreit. Wenige Augenblicke später schwimmt auch er wieder im Wasser.
Sofort schauen sich alle Drei an und schlagen sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Wie in einem Chor sprechen alle Drei:
„Wir Idioten. Wir hätten ein Foto machen sollen!“
„Haben wir aber nicht.“
Der Dritte: „Darauf trinke ich jetzt ein alkoholfreies Bier. Möchte noch jemand eines?“
Zweimal nur ein kurzes und knappes: „Ja.“
Noch beim gemeinsamen Anstoßen fragen sich die drei Angler, was sie nun machen. Nach Hause gehen, oder erneut die Köder ausprobieren?
Platsch! Wasser spritzt auf, abermals sinken Schrimps im Wasser.
„Wäre doch gelacht, wenn nicht…“