Blöder Morgen

Samstag! Wochenende von der Arbeit. Eben die 120 km abgerissen, viel über die Autobahn, dann steil den Berg hinauf bis hin zum schnell fließenden Bach mit den Auswaschungen am Ufer, Stromschnellen und den wenigen Wasserfällen bei Hochwasser, wenn die Wassermassen über die Steilstellen schießen. Heute scheint die Sonne, das Wasser ist klar, ideales Angelwetter. Wenn nur… wenn nur nicht die Kühlbox 120 km vom Ziel entfernt stehen würde. Nämlich in der eigenen Garage auf der Beifahrerseite. Naja. Wird schon kein Fisch beißen, so früh. Der wäre hin bis zum Abend, denkt er, hängt die Fliege mit Vorfach in die altbewährte, schon abgegriffene Fliegenrute mit Schnur, besieht sich alles noch einmal und los geht es. Der erste Wurf an diesem Morgen, der ein schöner ist. Umplätschert vom fließenden Wasser, sauerstoffreich mit vielen Störsteinen, Kühlung an der Neopren-Wathose. Er schwingt die Rute durch die Luft. Der Fliege, wäre es eine Echte, würde schwindlig werden. Vorn, hinten, vorn, hinten, ein paar Mal, dann legt unser Angler sie ab hinter dem Störstein. „Da sollte Eine stehen.“ Kaum ist die Fliege auf dem Wasser, spannt die Schnur, die Rute biegt sich erschreckend weit durch, ein Etwas zieht ab gegen die Strömung, wendet, mit der Strömung Tal abwärts, die Schnur ist fast bis zum Backing abgespult, der Fisch gibt nach, der Drill geht weiter, vom Backing ist nichts mehr zu sehen und doch sind noch 6 m Schnur im Naß. Der Fisch springt, eine große, schöne rotgepunktete Bachforelle zeigt sich, schaut den Widersacher an und taucht ab. Nicht lange, bis sie am Kescher ist, unmöglich an der Stelle das Ufer zu nehmen, ein Meter hoch mit glitschig-moosigen Steinen. Zurück? Der Forelle würde es nicht gut tun, dem Anger wohl auch nicht. Geübt wird der linke Arm nach hinten bewegt, greift den an einer Schnur baumelnden Kescher, sanft unter die Forelle geschoben ist sie gefangen. Oder doch nicht? Eine Windböe zerrt Äste an die Seite, gibt den direkten Blick in die Sonne, der Fischer ist geblendet, die roten Punkte bilden eine Linie, die Fliege plumpst ins Wasser, die sechziger Forelle vorweg, ist sie weg. Ein schöner Kampf, Sieg nach Punkten für die rot gepunkteten Gegner, ein Stich ins Auge und ohne Kühlbox. Glück gehabt! Der einzige Drill bis zum späten Nachmittag. Ein wundervoller Tag in der Natur geht zu Ende.