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Auswurf

Endlich! Die Schonzeit der Zander ist vorbei, die neue Basecap mit dem Vereinslogo kann endlich beim Fischen gezeigt werden. Mit Stolz aufrecht und mehrfach zurechtgerückt, extra theatralisch versteht sich, wie es sich für einen ordentlichen Angler gehört, gut sichtbar für die anderen Kameraden. Um den See mit den beiden Inseln, die einst die Wasserfläche trennte in zwei Seen. Durchbrochen mit Geldern aus der Fischereiabgabe, entstand vor Jahrzehnten eine größere Wasserfläche, genau richtig, mit viel Schwung den Spinner zwischen den Inseln durch zupfeffern, genug Zeit mit der Spinnrute Zander oder Hechte zu reizen, in der Hoffnung einer beißt. Ja. Einer sollte schon beißen. Ohne sich umzusehen wird Schwung geholt, im Schwung stimmt etwas nicht, ein Widerstand, der bisher nicht war. Noch beim Schwung holen schreit der Kamerad mit seiner neuen Kappe. Im weiten Bogen fliegt sie mit hinaus, landet exakt zwischen den Inseln, der Spinner taucht, die Mütze vom Kopf gezogen, geflogen, schwimmt. Ganz theatralisch macht sie langsam den Abgang, verschwindet im Off. Begleitet von den Flüchen des Bestohlenen. „Beruhige dich! Es gibt mehr Kappen. Kriegst ne‘ Neue von mir.“ Doch der Kamerad tanzt wie wild, als ob er Rumpelstilzchen ist. Und wenn er nicht gestorben ist, tanzt er noch heute an den Wellen.

Blöder Morgen

Samstag! Wochenende von der Arbeit. Eben die 120 km abgerissen, viel über die Autobahn, dann steil den Berg hinauf bis hin zum schnell fließenden Bach mit den Auswaschungen am Ufer, Stromschnellen und den wenigen Wasserfällen bei Hochwasser, wenn die Wassermassen über die Steilstellen schießen. Heute scheint die Sonne, das Wasser ist klar, ideales Angelwetter. Wenn nur… wenn nur nicht die Kühlbox 120 km vom Ziel entfernt stehen würde. Nämlich in der eigenen Garage auf der Beifahrerseite. Naja. Wird schon kein Fisch beißen, so früh. Der wäre hin bis zum Abend, denkt er, hängt die Fliege mit Vorfach in die altbewährte, schon abgegriffene Fliegenrute mit Schnur, besieht sich alles noch einmal und los geht es. Der erste Wurf an diesem Morgen, der ein schöner ist. Umplätschert vom fließenden Wasser, sauerstoffreich mit vielen Störsteinen, Kühlung an der Neopren-Wathose. Er schwingt die Rute durch die Luft. Der Fliege, wäre es eine Echte, würde schwindlig werden. Vorn, hinten, vorn, hinten, ein paar Mal, dann legt unser Angler sie ab hinter dem Störstein. „Da sollte Eine stehen.“ Blöder Morgen weiterlesen

Zwei Angler

Die Sonne brennt heiß auf den See, der Wind zieht die letzten Blätter vom Vorjahr aus der Eiche, weht sie auf die Wellen. Eben die, die den Angler blenden, trotz Polarisationsbrille. Beide Freunde der Fischwaid stehen keine drei Meter von einander entfernt, werfen aus, holen ein, plaudern über Montierungen, Gerätschaften, den besten Angelladen und freuen sich an der Sonne. Bald sind die nahen Bereiche befischt, es muss ummontiert werden. Jetzt kommt die Wasserkugel dran. Zügig mit geübten Handgriffen laufen die Knoten in die Schnüre, die Bleie auf das Vorfach, wenig später ist die Rute zum Auswerfen bereit. Noch eben eine Zigarette, angezündet und gezogen, qualmt sie im Mund des Kumpels. „Nu‘ werfe ich aus“, spricht er, holt Schwung, dreht sich leicht nach rechts und krack. Irgendwas ist passiert, der Schwung war schneller zu Ende, als sonst. Der Nachbar schreit den Namen der Masse, die wir Menschen hinten ausscheiden, flucht weiter. „Du Depp! Was machst du denn?“ Zwei Angler weiterlesen

Lehrgangsteilnehmer fragen nach

Soviel einmal vorweg. Der Ort der Handlung und um welchen Fischereischein-Vorbereitungskurs es sich handelt ist nicht weiter von Belang, auch nicht die Namen der Personen. Nur die Hauptperson bekommt einen rein zufällig gewählten Namen.

„Wie heißt denn unsere Hauptperson?“ „Nennen wir sie doch einfach Heidreen.“ Sie ist eine besondere Person. Mindestens zwei Bachelor-Abschlüsse an einer Excellenz-Universität, die beiden Master sind gleichzeitig in Arbeit, parallel dazu der Vorbereitungskurs zur Fischerei-Prüfung. Mit dem Zeugnis darf man / frau dann einen Fischereischein holen und allein angeln gehen, mit Tageskarten oder in einem Verein. Heidreen ist so naturverbunden, dass sie vorher schon im Freien übernachtet. Im Lehrgang frug sie immer den drei Ausbildern Löcher in die Bäuche, wie genau und exakt denn die Sachverhalte sind und ob sie es richtig verstanden hätte. Ja hat sie, und wir müssen weiter im Stoff… Und wieder kommt die mündliche Beteiligung von ihr am Unterricht: „Wie war das noch…?“ Wäre nicht die Raumdecke im Wege, wären die verdrehten Augen des Ausbilders erst am Mond abgeprallt und zurückgekommen. Irgendwann war der Kurs absolviert und sie hat mit null Fehlern bestanden und noch zwei Fehler in den Prüfungsfragen gefunden, die selbst den langjährigen Ausbildern durchgingen.

Gut, dass der Lehrgang nur einmal zu besuchen ist, liebe Heidreen. Und der eine Ausbilder spielt auch nicht mehr den mit Helium gefüllten Luftballon. Er ist wieder geerdet, oder mit Wathose im Bach unterwegs. Schön kühlendes Nass um sich herum.

Die Bauernwurst

Im Frühjahr und im Herbst findet ein Vorbereitungskurs für die Fischerprüfung statt. Bestehend aus den Sachgebieten „Allgemeine Fischkunde“, „Spezielle Fischkunde“, „Gerätekunde“, „Gewässerökologie“ und „Rechtskunde“. Alles ziemlich trockene Gebiete, sogar Gewässerökologie. Was ganz und gar nicht trocken ist, sind die Pausen. Insbesondere im Herbst. Von 18 Uhr bis 22 Uhr gehen die Schulungsabende, zusätzlich zum anstrengenden Schul- und Berufsalltag. Oder einfach die Anfahrtsstrecke von 80 bis 120 km. Die Pausen werden aufgelockert mit Getränken und Bauernwürsten, heiß gemacht. Häufig kommt nach dem Lehrgang: „Das Beste waren die Bauernwüste mit Brot und Senf.“ Selbst Jahre später noch.

Und weil die Würste so heiß begehrt sind, gehen die Ausbilder drei Wochen vorher in eine Strauße, um sich auf den Lehrgang mit den Würsten einzustimmen und sind froh, wenn der Lehrgang beendet ist und keine Würstchen mehr zu essen sind.

Dritter Samstag im März

Traditionell werden in zwei von vier Ortsteilen der Gemeinde die Landschaft und Bäche geputzt. Nicht etwa mit Spülmittel und Schrubber, sondern mit Greifer, Eimern und Müllsäcke. Kinder mit ihren Eltern, die Feuerwehr und viele andere Gruppierungen sammeln den Müll und Unrat zusammen, was dort nicht hingehört. Wir Angler sind auch immer mit dabei. Ein Teil sammelt in dem einen Ortsteil, die andere Gruppe in der anderen Ortschaft. Von Fahrrädern, Tretroller, (Whiskey)-Flaschen bis zu Autoreifen lässt sich alles finden. Diesmal sogar eine Biberburg, Unmengen an Teppichfliesen und einem Stapel mit fünf Tresoren, fein aufgestapelt und verschlossen. Die Burg ist schon wieder in Auflösung begriffen, die Tresore wurden von Spezialisten mit einem Blaulicht auf dem Dach entsorgt, d. h. die Personen kümmern sich darum. Wir nicht, die Teile sind viel zu unhandlich, wir gehen weiter am und im Bach, sammeln außerhalb angewehte Joghurtbecher und PET-Flaschen auf, drinnen die in den überhängenden Ästen im Wind wedelnde Folien oder vom Wasserstrom den Dauerbelastungen im Biegen ausgesetzte Probestücke werden vom Leid erlöst und der wohlverdienten Ruhe zugeführt. Doch was ist da? Wo eben noch der Kamerad in Wathose stand ist Wasser. Nur Wasser! Stromabwärts ist nichts, wie fort gezaubert, von einem Raumschiff fort gebeamt. Prustend taucht er wie Poseidon aus den Fluten auf, schüttelt sich und grinst die am Ufer stehenden an. „Das war Jubiläum. Zehn mal an der selben Stelle getaucht. Dafür ist die Wathose mit Gürtelzug in Brusthöhe zu.“ „Zehn Mal? Hier? Und dann kennst du die Stelle noch nicht?“ Der Dritte von uns grinst und blickt auf die Haarfarbe des Tauchers. „Was sagt ein blonder Mann, wenn auf einem Gehweg eine Bananenschale liegt?“ … Lautes Lachen folgt dem Tauchgang. Die Sonne scheint, bald gibt es was zu Essen und zu trinken. Keine Bananen, aber eine ähnliche Form. Prost.

Der Volltreffer

Was für ein herrlicher Spätsommertag am See. Sanft scheint die Sonne zwischen den Fichten hindurch, die Wolken ziehen wie Wattebäusche am blauen Himmel und die Angler freuen sich, ihrem ruhigen Posenfischen frönen zu können. Kaum ein Windstoß ist zu spüren, die Posen tänzeln sanft in den spiegelnden Wellen. Immer mal wieder wird eingeholt , ein neuer Dendrobena zum Baden gerichtet und fliegt weit hinaus auf die wiegende Fläche. Ein einziger schwingt heute die Wasserkugel, 40 mm im Durchmesser, leer, mit 30 Gramm Tragkraft. Sie ist voll gefüllt, er will weit nach draußen, schwer muss sie sein. Ist sie auch, wie er noch zeigt. Mit kundigem Blick wird die Montierung kontrolliert, die Stopper-Perlen passen, die Schnüre sind glatt, das Vorfach ohne Knickstellen und der 6er Haken scharf. Montiert wird eine ganz reife Kirsche, die in Sirup badete. Ein ganz süßer Köder soll es sein. Der Schnurfangbügel ist geöffnet, Blick nach hinten, alles frei, die Weidenäste sind entfernt genug, die Rute biegt sich, die Kugel ist noch hinter dem Angler, sie prescht mit einem Affenzahn durch die Luft, ist im Fallen, von unten springt eine zwei pfündige Forelle aus dem Wasser, einen halben Meter in der Luft schneiden sich die Flugbahnen. Die Wasserkugel, schön an der knallig gelben Farbe zu sehen, trifft mit einem hörbaren Schlag die Forelle auf den Kopf. Alles ist starr vor Erstaunen. Die Forelle taucht nicht, torkelt auf dem Wasser, wo die Wasserkugel-Pose sein sollte. Kurz taucht die Kugel auf, die Rute verneigt sich wie der Dirigent nach dem Konzert, der Angler schlägt an und drillt den Biss. Kurz vor dem Kescher schlitzt der Haken aus, der gedrillte Fisch, ein Schuppi mit vier Pfund, zappelt und verschwindet in der Tiefe des Sees. Kurz zur angeschlagenen Forelle geblickt tut sie ihrem Kameraden gleich. Spritzende Schwanzschläge, ein böser Blick zum Angler und abgetaucht. „Plopp“. Die Bierflasche ist auf, was für ein Erlebnis. Der Specht in der alten Buche applaudiert mit lautem Hämmern.

Spinnfischen

„Junge! Wie oft habe ich dir gesagt, die Fische sind im Wasser, nicht im Baum.“ „Und doch angele ich im Baum, sogar erfolgreich.“ „Wie das?“ „Wenn sich die Bäume im Wasser spiegeln, sind die Fische zwischen den Blättern.“ Müdes Lächeln zeigen die Fischer am Stammtisch, mehr Reaktion kommt nicht. Angler halt. Ruhige Gesellen. „Und doch habe ich erfolgreich im Baum gefischt!“ Ich gebe weiter stolz an. „Blätter gefangen?“ Höhnisches Gegröle ist die Folge. „Nein echt! Ich wollte auswerfen, fixierte auf der anderen Seite die kleine Weide, holte Schwung und blieb hängen. Im Baum. Mit ein wenig Zerren hatte ich meinen Drilling mit Spinner frei und einen weiteren Blinker am Spinner dran. Sogar einen echt vergoldeten!“ Stolz blicke ich in die Runde. „Na dann! Petri zu dem Fang eines Blinkers!“

Hechtfischen mit Spinner und Drilling

Weit fliegt der rot-silberne Spinner über den irischen Fluss „Erne“ zur anderen Seite, taucht ab und wird tauchend eingeholt in ruckartigen Bewegungen. Einholen, tauchen, einholen, hoffen einer der Hechte beißt. Und es tut einen Schlag. Zander? Hecht? „Hecht!“ Die Rute bleibt straff, der Fisch kommt näher, immer näher, der Kescher schwingt schon über dem Wasser, als der Hecht unter das Boot am Jetty taucht. Ein Zittern der Rutenspitze signalisiert das Schütteln des „Entenschnäblers“, die Rute bleibt still, ist er noch dran? Nein. Kein Widerstand. Oder doch? Es geht schwer, der Drill geht nicht, die Bremse gibt Schur frei, wird strammer, die Rute ist zum Bersten gespannt und weiter geht es, die Rute zieht. Ein schwarzes etwas taucht auf, ein Stil mit Netz dran. Kescher gefangen.

Die Fliege

Winterabend. Draußen ist das letzte Tageslicht unterwegs, Westwind treibt die wenigen Blätter des Herbstes über die Wiesen, drinnen im Hobbyraum ist es mollig warm, auch die Glühlampe mit dem feuerähnlichen Schein bringt ihr übriges zur heimeligen Atmosphäre. Ein paar Hecheln noch, die Spitze des Haken noch ein klein wenig nachgeschärft und schon kann die selbst gebundene Fliege in das spezielle Fach der Köderbox platziert werden, bis zum Mai, wenn es wieder heißt: Frühjahrssaison mit den Fliegen ist eröffnet. Schnell kam der Schnee, Weihnachten, Jahreswechsel, Fasnet und die Krokusse blühen, bald auch die Osterglocken und Kätzchen der Weiden, die locker um den Angelsee herum ihre Kätzchen treiben.

Die Fliegenrolle ist schon montiert, der Kescher, Maßband und andere erforderliche Utensilien sind parat an der Fliegenfischerweste montiert und los geht es. Schwung holen, nach vorn, nach hinten, die Schulter freut sich, das Handgelenk bleibt fest und los fliegt die Fliege auf das Wasser. Langsam wieder eingeholt, kein Biss, weiter geht es im Uhrzeigersinn. Auswerfen, einholen und wieder auswerfen, bis endlich ein Biss kommt. Nach etlichen Würfen ist es soweit. Ein heftiger Biss krümmt die Spitze der Fliegenrute. Pariert mit Gefühl werden die Fluchten des Fisches, bis er am Kescher ist. Neunzig Zentimeter lang, dunkel mit einem gelben Bauch, einem spitzen Kopf und einem langen Flossensaum. Ein Aal. Prachtstück. Noch lange bevor er im Kescher ist, reißt das Vorfach direkt am Öhr der selbst gebundenen Fliege. Der Aal verschwindet wieder im Wasser, ohne sich sichtbar noch einmal umzuwenden. Es geht auf 19 Uhr zu, die Lust ist für heute rum, der See wurde mehrfach umrundet, morgen ist auch wieder ein Angeltag, übermorgen auch. Übermorgen geht es wieder auf Tour. Heute ist übermorgen. Selber See, selbes Equipment. Einziger Unterschied: heute beißen die Fische, es ist windig. Jetzt ist schon der dritte Fisch im Korb am Gürtel, als sich die Fliegenrute wieder extrem spannt. Gut dass es ein amerikanisches Modell ist, handgefertigt und die double-tape-Schnur neu aufgelegt. Das Material ist stabil, heute reißt nichts. Hoffentlich. Die letzten Gedanken dauern keine Sekunde, die Schnur wird eingeholt, wieder kommt ein Flossensaum zum Vorschein. Zügig zugepackt, der Aal windet sich schleimig um den behaarten Arm, versucht zu entkommen, doch der Griff ist hart, keine Möglichkeit zu entkommen. Wunderlich sieht das Spitzmaul doch aus. Eine Fliege hängt links, mit der Rute über die Schnur verbunden, auf der rechten Seite hängt noch eine Fliege. Eine alte Bekannte. Die von Vorgestern. Zügig sind beide Haken entfernt und der Flossensaum wird unter Wasser getaucht, der Griff gelockert, mit schlängelnden Bewegungen blitzt der gelbe Bauch kurz auf, der Schatten verschwindet im Wurzelwerk der Erle. Kopfschüttelnd besieht sich der Fischer die beiden Fliegen. Eindeutig seine eigenen zwei. Die eine ohne Ausflug, die andere stark angerostet, aber dennoch eindeutig die selbst gebundene aus dem vergangenen Dezember. Beißt erneut. Dummer Aal? Oder doch ein Schlauer?

Wie groß ist dein Fisch?

Meine Fische sind generell ab 50 cm lang und mindestens drei Pfund schwer. Ich habe eine spezielle Zubehör-Ausrüstung. Meine Waage fängt erst bei drei Pfund an und das Maßband hat keine ersten 50 cm. Wenn ich einen Hecht fange, hat er mindestens 60 bis 80 cm, eher viel mehr. Und vom Gewicht ist es ebenso. Die Waage hat eine Arretierung, die niemals kleiner als drei Pfund anzeigt. So kann ich ohne zu lügen von den abgelesenen Werten berichten.

Der Fisch, der keiner ist

Die Sonne scheint nicht zu heftig, wenige Wolken ziehen am Himmel, spiegeln sich im Wasser. Der leichte Wind säuselt über das Wasser, lässt die Posen auf und ab tanzen. Mal ein Biss hier, mal ein Biss dort, etliche „Petri!“ oder auch „Biss! Gleich taucht deine Rute!“, schallt es um den See herum. Die Stimmung ist kameradschaftlich ideal. Jeder will den Größten fangen, ist der beste Angler, zumindest in der persönlichen Wahrnehmung, jeder gönnt dem Anderen den großen Fisch. Das Kameradschaftsfischen macht schnell seinem Namen alle Ehre. Es herrscht eine Freude bei allen Angelkameraden am See. Noch nicht gefangen ist eine der vier Lachsforellen, die Anfang des Jahres eingesetzt wurden. Jeder hofft, eine davon würde bei ihm beißen, er mit dem Fang von acht bis neun Pfund angeben zu können. Vielleicht sogar zu groß für den eigenen Kescher? Manch eine Rute biegt sich bald zu einer Parabel, die Vorfächer halten, wie auch die Hauptschnüre. Um 11.30 Uhr haben die ersten ihr Tageslimit von zehn Salmoniden voll, warten nicht einmal das Mittagessen des Vereines ab, sondern verlassen den See. Sie sind fort, als das Ereignis des Tages beginnt. Was? Einfach weiterlesen…

Um 12 Uhr soll das Ende des Vormittagsfischen sein, wie die vergangenen etwa dreißig Jahre vorher schon, diesmal wird es gebrochen werden. Die Rute mit dem Haken und Maiskorn ist schon länger draußen, ohne einen Zupfer, Heber oder gar Biss. Nichts von alledem geschah. Bisher. Und mit den drei bisher gefangenen Forellen des Kameraden ist das Tageslimit von zehn noch lange nicht erreicht, einige haben noch weniger gefangen, drohen als Schneider nach Hause zu müssen. Nicht der Kamerad mit den dreien, seine Rute biegt sich durch, weit durch, so als ob ein vierzehnpfündiger Karpfen dran ist. Sein Drill artet in Arbeit aus, angespornt von den Kameraden, mit tippen auf die Uhr und Hinweis auf „gleich zwölf Uhr!“ Die Rolle surrt, Schnur läuft ab, Stille, rrrrrrh, Schnur flieht von der Spule, wird wieder eingekurbelt mit gebogener Rute und zum Bersten gespannter Spitze. Oft wiederholt, mit Schweißperlen auf der Stirn. Lange ist nicht zu sehen, was da am Vorfach zappelt und den Drill lange andauern lässt. Jeder glaubt zu wissen, was da am Schnurende zappelt, was für ein Fisch es ist, jeder gibt Ratschläge, wie der Drill zu gestalten ist. Fünf nach zwölf ist es dann geschafft, ein Lebewesen mit Kopf, Schwanz und vier Beinen schwingt im Kescher an Land. Eine zwölf Zentimeter kleine Schildkröte kämpfte gegen den ein Meter fünfundachtzig großen Angler ungefähr eine halbe Stunde. Es ist das Thema beim gemeinsamen Essen der Steaks vom Grill. Die Schildkröte war beim Essen schon umgesiedelt, von einem anderen Kameraden mitgenommen in einen für Schildkröten schon vorhandenen Gartenteich zu den anderen fünf Artgenossen derselben (nicht europäischen) Art. Dort sonnt sie sich auch heute noch. Versprochen!

Brennender Planet

August. Hochsommer. Glühende Sonne.

Jeder der Angler am kleinen See ohne Bäume wünscht sich zu Hause geblieben zu sein. Doch die vor vier Wochen eingesetzten Forellen ziehen sie aus dem Haus in die Gluthitze der Mittagssonne. Auch den nicht aktiven Peter zieht es nach draußen, zu schauen was so geht. Er rühmt sich, früher, als er noch angelte, sogar in der heimischen Badewanne große Fische zu fangen. Nein, keine gehälterten, sondern die sich von Natur aus im Wasser finden. Sein grünes Fahrrad wird an den Baum gelehnt, vom Schatten aus geschaut, ob links um den See, oder doch rechts herum? Er entscheidet sich heute für rechts. Der eine Angler, vor Zeiten mal als zweiter Vorstand, verdreht schon die Augen, als er Peter sieht. „Das wird eine Story werden. Mal sehen was wir heute wieder alles falsch machen.“ „Meinst du?“ „Klar. Wir verraten ihm aber nicht, dass wir schon sieben Forellen haben. Das behalten wir für uns.“

Und genau so kam es. Er frug, was wir denn für Köder verwenden, welche Bleie, welche Rute und einiges mehr, auch dass wir damit nie und nimmer einen Fisch fangen würden, erst recht nicht, da der Planet heute wieder brennt…“

„Ach ja, der Planet. Für den Angler dreht sich die Sonne um die Erde“, denkt der ehemalige zweite Vorsitzende, schaut sich den Mehlwurm an, holt Schwung und wirft aus. Kaum ist der Schwimmer im Wasser, taucht er ab, wieder auf und verschwindet samt Schnur unter Wasser, eine Linie ziehend hin zum anderen Ufer. „Biss!“ Sofort wird angeschlagen, die Rute biegt sich durch, gekurbelt, die Rute gesenkt, gehoben und wieder gekurbelt. Mitten im Drill kommt dann der Spruch: „Na ja, auch Glück kann man mal haben…“ Damit geht er weiter, die Lachsforelle wird gedrillt und landet im Kescher. Mindestens drei oder vier Pfund hat sie. Als sie versorgt ist, klatschen zwei Hände aneinander: „Highfive und Petri“ schallt über den See. Und der Planet brennt weiter.

Auf dem Erne in Irland

Beständig weht der Wind über die irische Bay am Fluss Erne, schaukelt die Emerald Pearl mit den vier Fischern beim Angeln, eifrig wippt die Rutenspitze, an der die Hegene hängt auf und ab, unabhängig von den Aufs- und Abs des Fischers. Ein Biss, mindestens einer. Schnell ist die Rute heraus, auf dem Steg am Jetty zappelt ein zwölf Zentimeter quer gestreifter Fisch. Ein Barsch, genau der richtige Köder. Zügig ist er betäubt, ein Loch für die Seele gestochen, sie entflieht dem Körper, bereit für die einhundertundzwanzig Gramm Rute mit der Hechtpose. Der alte Köder ist schnell abgehakt, fliegt im weiten Bogen vom Jetty, platscht auf und versinkt. Der neue Köder ist schnell an den zwei Drillingshaken montiert. Schon fast Schwung geholt, ist erst noch Kescher-Hilfe zu leisten. Beim Kamerad zappelt ein achtziger Hecht am Ende der Schnur, will partout nicht in den Kescher. Vor dem Schiff springt der Hecht, zappelt mit der Schwanzflosse über dem Wasser, schüttelt das Maul, der Haken hält. Genau unter dem Fisch taucht der Kescher, wieder schüttelt sich der Hecht, der Haken fliegt durch die Luft auf den Angler zu, der Hecht fällt mit einem lauten Platsch in das bereit gehaltene Netz. Um dreißig Zentimeter zu groß, Kescher gedreht und der Esox taucht in die braunen Fluten. Rucki zucki ist der Kescher von der Kante des Jetty weggelegt, hin zur eigenen Rute gelaufen, Montage vom Barsch kontrolliert, Schwung geholt und weit in der Luft fliegt der Fisch. Exakt in einem 45 Grad Parabelwurf. Der weiteste Wurf gemäß Physik. Doch noch vor dem Scheitelpunkt stoppt der Angler den Flug. Eine Möwe im Anflug schnappt nach dem Fisch mit den metallischen Innereien, hätte ihn gehabt, würde der Wurf nicht gestoppt sein. Meckernd-kreischend zieht sie in großer Höhe über das Boot, stinkig scheißt sie auf den Steg, der Barsch klatscht in die Wellen, die Pose taucht. Wo bleibt sie? Biss?